Die Anekdote vom BoatBot ist ein wunderbares Beispiel für die Abwärtsskalierbarkeit von Systemen, die durch Cobots möglich wird. Die Schleifarbeit muss schließlich jedes Jahr an tausenden von Booten geleistet werden. Was wäre denn, wenn wir die neuen Cobot-Lösungen aus dem Flugzeugbau einsetzen könnten für andere Branchen mit anderen Technologien, immer jedoch inspiriert von den besonderen Anforderungen der Automatisierungstechnik? Dieses Prinzip nennt sich Cross-Over-Innovation und es wird immer wichtiger, um wettbewerbsfähig zu bleiben und zugleich wirtschaftlich arbeiten zu können.
Als Leiter der Technologieabteilung von Broetje-Automation habe ich gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen über Jahrzehnte hinweg Anlagen entwickelt und produziert, die weltweit zur Montage von Flugzeugen eingesetzt werden. In der Vergangenheit fand das vor allem im großen Maßstab statt. Es wurden Linien entwickelt, in denen komplette Verkehrsflugzeuge montiert werden. Wir zählen fast alle Flugzeugbauer der Welt zu unseren Kunden, man kann durchaus sagen: Wer schon mal geflogen ist, profitiert von unserer Arbeit.
In dieser Zeit haben wir viel Know-how aufgebaut. Aber die Welt ändert sich. Der Trend geht hin zu leichter Automation. Die Anlagen von morgen werden nicht mehr auf die Hallenböden gedübelt sein wie früher, sondern sich auf flexiblen Fahrwerken befinden. Das Portfolio muss nach unten hin abgerundet werden und so kommen wir von großen Anlagen hin zum kollaborierenden Roboter.
Die Cobots unterscheiden sich stark von den Maschinen, die sonst im Flugzeugbau eingesetzt werden. Das sind mehrere Millionen Euro teure Schwer- und Sonderanlagen, die individuell für eine spezielle Aufgabe entwickelt wurden – oft als Einzelstück. Doch die Intelligenz, Präzision und Erfahrung, die in diesen Maschinen steckt ist viel zu schade, um sie nur in zehn Anlagen pro Jahr zu installieren. Und so haben wir diese Intelligenz auf kleinere Systeme übertragen und können sie damit auch für einen größeren Markt verfügbar machen.
Während unserer Recherche und während ausgiebiger Tests hat sich Universal Robots schnell als zuverlässigster Partner gezeigt. Die Kombination aus Technologie, Wirtschaftlichkeit und Dynamik der Zusammenarbeit passt einfach sehr gut zusammen. Im Laufe der Zeit haben wir einen Modulbaukasten entwickelt, der die Basis für vielfältigste Lösungen ist. In diesem Baukasten haben wir die wichtigsten Komponenten, unter anderem die Roboterarme von UR, integriert. Wir stellen dann die jeweils beste Lösung für unseren Kunden daraus zusammen und sind so in der Lage ein wirtschaftlich attraktives Gesamtpaket zu liefern.
Für mich ist eine Maschine erst dann eine richtige Maschine, wenn sie vollständig umgesetzt wurde, CE-zertifiziert ist und beim Kunden in der Produktion akzeptiert läuft. Salopp ausgedrückt sollte sich ein Kunde, der sich auf das professionelle Instandhalten von Schiffen spezialisiert hat, nicht auch noch mit Automatisierungstechnik auskennen müssen. Dies ist unsere Aufgabe als Systemintegrator, der das gesamte System schlüsselfertig serviert und somit echte Funktionsfähigkeit liefert. Es reicht also nicht aus, nur das zu leisten, was der Kunde als Soll-Anforderung formuliert hat. Man muss dem Kunden auch neue Informationen und Erkenntnisse liefern und unterstützen, damit am Markt attraktiv zu sein.